Systemische Führung
Systemische Führung berücksichtigt im Sinne des systemischen Ansatzes ganzheitlich alle Interaktionen
zwischen Führungskräften, Mitarbeitern, Kollegen, Kunden, Lieferanten, Finanziers, Markt, Gesellschaft,
Kultur und Umwelt. Es geht ihr um das gezielte Intervenieren in Kommunikations- und
Erwartungsstrukturen der Beteiligten, um dadurch die Selbstorganisation zu fördern (Autopoiesis). Die
Führungskraft ist nur eine der vielen Kontextfaktoren, die auf die Geführten wirken. Organisationen
werden als Systeme betrachtet, die nie vollständig „von oben“ durchorganisiert sein können. Systemisches
Management orientiert sich an autonomen, verstreuten, selbständigen, selbstorganisierten Subsystemen
(siehe Fraktale Fabrik). Um die negativen Folgen direktiver Übersteuerung und Überregulierung zu
vermeiden, wird in der Führungsforschung auf partizipative Stile, teilautonome Gruppen, Vernetzung
sowie Zwischenabhängigkeiten (seiner sozialen Entitäten) in Systemen hingewiesen. Sichtweise und
Denkinstrumente der Systemtheorie decken sich selten mit dem gewohnten Verständnis kausalen Denkens.
„Einfache Erklärungen haben größeren Appeal als der Verweis auf komplexe und komplizierte,
„undurchschaubare Zusammenhänge“.
Systemischer Ansatz
Der Ansatz der systemischen Führung knüpft an den Erkenntnissen der neueren Systemtheorie,
insbesondere von Niklas Luhmann (1984), an. Dabei werden neben dem Gedanken, dass es nicht eine
einheitliche organisatorische Wirklichkeit gibt, die von allen zu erkennen ist, vor allem die Prozesse der
Selbstorganisation herausgestellt, die neben die durch „Substantielles Organisieren“ bewusst geschaffene
Ordnung treten.
Der von Daniel F. Pinnow
aufgegriffene Ansatz geht davon aus,
dass die in Organisationen
entstandenen Strukturen und Kulturen
extrem komplex sind und sich damit
klassischen Steuerungsvorstellungen
(Ursache-Wirkungs-Beziehungen)
entziehen. Im Gegensatz dazu handelt
es sich bei sozialen Systemen um
Netzwerke von Handlungen,
Wirkungen und Folgewirkungen mit
vielfältigen Rückkopplungsschleifen
(und um selbstverstärkende
Mechanismen).
Systemisch denkende Führungskräfte
erkennen sich und ihre
Untergeordneten als zum jeweiligen
System, bzw. zu seinen Regularien in reziprok vernetzter Beziehung motiviert und handelnd. Systemische
Führung fokussiert verstärkt auf Kommunikationsprozesse aus interaktiven Abhängigkeiten zwischen den
einzelnen interagierenden Individuen des Systems (weniger wird das einzelne Individuum als isoliert und
unabhängig betrachtet). Hindernisse aus den gegebenen Regelkreisen (verdeckte Kommunikationsmuster)
können nachvollzogen und in Zusammenhang zu den sozialen Regeln (Organisationskultur) des jeweiligen
Systems (auch zu seiner bisherigen Entwicklung) entsprechend abgestimmt werden.
Systemisches Führen, bzw. personale Systemtheorie (Eckard König) bedeutet zusammenfassend, den
Einzelnen (und seine innere „Konstruktion“ der Organisation) im Zusammenhang zu seinem Team und zu
seinen Interaktionen, zu seiner Leistung und zu seiner Motivation im Blick zu haben. Wobei die jeweilige
Führungskraft selbst als Teil des Systems entsprechenden Einflüssen (aus dem System) ausgesetzt ist und
damit ebenso sich selbst als nicht innerlich unabhängig begreift.
koch.management 2016